Montag, 23. Februar 2009

Von "Kommunität" reden oder es sein lassen? - eine These zum kommunitären Wesen

Unser Blog und unsere Initiative heissen ja "Emergente Kommunitäten". Neben dem vielleicht skurril anmutenden "emergent" mag man sich fragen: Was meint eigentlich "Kommunität"?

Zunächst: Das Wort leitet sich vom lateinischen communitas ab, zu Deutsch Gemeinschaft. Kommunitäten wurden im evangelischen Raum lange Zeit hauptsächlich Gemeinschaften von Frauen und Männern genannt, welche nach den „evangelischen Räten“ (Armut, Keuschheit, Gehorsam) leben. Im engeren Sinne bezieht sich „kommunitär“ auf solche ordensähnliche Gemeinschaften der evangelischen Tradition . In den letzten Jahrzehnten erfuhr dieser Begriff jedoch eine Ausweitung. Gemeinschaften (vereinzelt nun auch katholische Gemeinschaften) begannen sich „Kommunität“ zu nennen, deren Mitglieder nicht zwingend aus ihren familiären Beziehungen und beruflichen Kontexten heraustreten, sondern den kommunitären Weg gerade als Familien leben wollen.

>>> „Kommunität“ kann man also in einem engeren und weiteren Sinn verstehen.

Die Sehnsucht, gemeinsam den Weg der Nachfolge zu gehen, verbindet Kommunitäten im engeren und weiteren Sinn. Soweit sind Kommunitäten anderen christlichen Gemeinschaftsformen ähnlich. Doch meiner Ansicht nach - und das soll hier meine These sein - haben Kommunitäten einen eigenen Charakter. Reimer formuliert ihn so: „Kommunitäten sind geistlich geprägte Gemeinschaften in denen Nachfolge in einer verbindlichen Form gelebt wird.“ (Hervorhebung von mir. Ingrid Reimer, Verbindliches Leben, Brunnen 1999.) Kommunitäten suchen nach Wegen und Möglichkeiten, gemeinsam Glauben zu leben und Gott in der Welt zu dienen. Die dabei erlebte Verbundenheit ruft nach Verbindlichkeit. Die Verbindlichkeit will die Verbundenheit schützen und vertiefen. Ebenso gilt: Damit die Verbindlichkeit nicht hohl wird, will die Verbundenheit gepflegt werden. So achten Kommunitäten auf die Wechselwirkung von Verbundenheit und Verbindlichkeit.

>>> Der kommunitäre Weg, kommunitäres Leben ist also nicht nur etwas für Mönche oder Menschen, die das Charisma der Ehelosigkeit leben wollen. Er bietet auch eine Möglichkeit für Verheiratete, für Leute mit Familien und in jederlei Beruf. Doch ich behaupte: Wer den kommunitären Weg geht, möchte gemeinsame Nachfolge in einer Weise leben, die Verbundenheit auch verbindlich werden lässt. 

Für wen Verbindlichkeit aber ein rotes Tuch ist, der sollte besser nicht von seiner Lebens-, Wohn-, oder sonstwas-Gemeinschaft als einer Kommunität sprechen. Eine "unverbindliche Kommunität" wird meiner Meinung nach nicht der Tradition der kommunitären Gemeinschaften gerecht und sollte sich ihrer verkürzten Lebenserwartung bewusst sein. Wer aber kommunitär leben will, der wird nicht um die Frage der Verbindlichkeit, wie auch der Frage nach dem Verhältnis Verbundenheit-Verbindlichkeit herumkommen.

Gegenmeinungen?

(Dies ist ein abgewandelter Ausschnitt aus einem Artikelentwurf, den ich im Gespräch mit Br. Thomas Dürr von den Christusträger Brüdern geschrieben habe. In voller Länge wird er im Buch "beziehungsweise leben" zu lesen sein, das im Francke Verlag Herbst 2009 erscheint.)

Sonntag, 15. Februar 2009

Gemeinschaft und Produktion



Ich habe hier auf dem PastorBuddy-blog einen sehr interessanten Artikel gefunden.
Dort wird die Frage nach einer Verknüpfung von Kommunitärem Leben und Produktion/Dienstleistung als attraktive Alternative zu den aktuellen Produktionsverfahren mit guten Zukunftsaussichten aufgeworfen.

Hier ein Auszug:

"Die Produktion wurde aber in den Klöstern eingebettet in den gemeinsamen Rhythmus geistlichen Lebens und damit vor einer Verabsolutierung geschützt.
Warum sollten in einer sich entwickelnden Beziehungsökonomie nicht christliche Gemeinschaften ganz vornedran mit dabei sein? Und dabei gleichzeitig ihre eigene Finanzierung sicherstellen, Beziehungen zu vielen nichtchristlichen Geschäftspartnern und Kunden aufbauen, Arbeitsplätze schaffen und einen Bereich harter Realität geistlich prägen? Ich meine damit aber nicht Büchertische oder Kassettendienste!"


Hier geht's zum ganzen Artikel von Walter Faerber

Ich glaube die Holzlandgemeinschaft und anorak21 haben schon Erfahrung auf diesem Weg. Mich würden eure Erfahrungen sehr interessieren.

Und noch ein paar Links zum Thema:
Klostermagazin - Gutes für Leib und Seele
Onlineshop Kloster Plankstetten
Der Klosterladen - Produkte aus Klöstern und Ordensgemeinschaften

Dienstag, 10. Februar 2009

Dokumentation über große christliche Orden

3sat hat gerade die 6-teilige Dokumentation "Te Deum - Himmel auf Erden" über 6 große christliche Orden (Benediktiner, Zisterzienser, Franziskaner, Dominikaner, Augustiner und Jesuiten) gesendet.

Die Dokumentation kann man online in der 3sat-Mediathek anschauen:
www.3sat.de
Viel Spaß
Benjamin

PS: Leider kenne ich mich nicht so gut mit den Orden aus und kann deshalb die Qualität der Doku nicht gut beurteilen.